Warum ist Ihnen MINT-Bildung wichtig?
Frühe MINT-Bildung fördert wichtige Zukunftskompetenzen. Kinder haben einen großen Entdeckergeist. In ihrem Alltag erleben Kinder viele Situationen, in denen MINT eine Rolle spielt und Denk- bzw. Handlungsweisen der MINT-Bereiche nützlich sind. Die Auseinandersetzung der Kinder mit Fragen, die Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) berühren, fördert ihre Neugier, Lern- und Denkfreude. Zusätzlich erlangen die Kinder durch den Bezug zu Alltagsthemen in der Kita Werte und Kompetenzen für eine nachhaltige Entwicklung in der Gesellschaft kennen, die ihr eigenes Leben in der Gesellschaft betreffen (BNE).
Wie setzen Sie Forschen und Entdecken im Kita-Alltag um?
Am bedeutendsten sind immer die Fragen und Interessen der Kinder, an denen wir den thematischen Zugang und Angebote ausrichten. Die Kinder steuern so ihren Entwicklungs- und Lernprozess größtenteils selbst, sind dabei hoch motiviert und mit Freude dabei. Lernen soll immer Spaß bereiten.
Die Kinder haben Zugriff auf unterschiedliche Materialien zum Entdecken und Forschen und eine Begleitung unserer Fachkräfte findet ko-konstruktiv und dialogisch statt. Über die intensive Projektarbeit, auch kleinere Impulse, können alle Kinder ihren individuellen Interessen folgen, in Lerngruppen gemeinsam Fragen beantworten und ihre Lebens- und Lernwelt erkunden.
Wir haben in unseren Einrichtungen unterschiedliche Methoden entwickelt: Forscherräume, Forscherwagen, Forschertabletts, Forscherkisten oder Entdeckerregale. Je nach Alter der Kinder findet man hier Impulsmaterial oder themenbezogene Projektkisten. Auch Selbstlerntische werden von uns vorbereitet, an denen die Kinder frei und Interessensgesteuert arbeiten können. Wir arbeiten in Kleingruppen, AGs oder es finden sich Projektgruppen zu einem Thema. Nicht nur in der Einrichtung bieten sich MINT-Themen an, auch das Umfeld gehört für uns ganz klar dazu.
Sie haben bereits mehrere Kitas als „Haus der kleinen Forscher“
zertifizieren lassen, was gefällt Ihnen an der Initiative?
Die Stiftung Haus der kleinen Forscher fördert die frühkindliche MINT-Bildung, in dem sie uns als Fachkräften Fortbildungen ermöglicht und pädagogisches Material zur Verfügung stellt. Alles ist hochwertig aufgearbeitet und man lernt selbst noch viel dazu. Die vielfältigen Themen laden auch Erwachsene ein, den kindlichen Entdeckdrang zu unterstützen und gemeinsam auf Erkundungsreise zu gehen. So können wir den Kindern die Zukunftskompetenzen mitgeben, die sie benötigen werden. Es geht der Stiftung eben nicht nur um einzelne Themen, sie betrachtet das gesamte System wie Partizipation, Ko-Konstruktion, Inklusion- das ist für uns so wertvoll.
Was ist Ihrer Meinung nach der Vorteil eine Zertifizierung zum „Haus der kleine Forscher“?
Durch eine Zertifizierung wird unser Engagement nach Außen präsentiert und man empfindet dies selbst als wertschätzende Belohnung für die Arbeit, die wir als Fachkräfte leisten. Hierdurch finden sich leichter Kooperationspartner oder Förderer, was wiederum den Kindern zugutekommt. So können wir noch mehr MINT bezogene Projekte ermöglichen oder bekommen auch mal Materialspenden. Hierdurch wurde beispielsweise die Momelino Stiftung auf uns aufmerksam. Nun bekommen wir für alle hessischen Kitas die Möglichkeit, eine Förderung zum Thema Mathematik zu nutzen und erhalten eine pädagogische Schulung sowie kostenfreies wertvolles Bildungsmaterial.
Planen Sie alle Ihre Einrichtungen zertifizieren zu lassen?
Das wäre ein wundervolles Ziel und ja, wir arbeiten daran.
Wichtig ist uns aber, dass der Bildungsraum MINT und BNE für alle der von uns betreuten Kinder zugänglich gemacht wird- das hat oberste Priorität und wird in allen Einrichtungen schon umgesetzt. Manchmal sind es auch die kleinen Dinge, die eine große Wirkung haben, um dann weitere Schritte gehen zu können. Wichtig für eine Zertifizierung ist aber auch, dass die Fachkräfte in der Einrichtung hinter der Pädagogik stehen, den Prozess unterstützen und den Kindern den Zugang ermöglichen. Dies braucht Zeit, Fachwissen und eigenes Interesse an den Themen. Es soll keine Momentaufnahme, sondern ein fester Bestandteil im Alltag sein. Deshalb begleiten ich und eine Kollegin als Fachbereichsleitung für das Thema und das Unternehmen die Einrichtungen, die Interesse haben. Aktuelle haben wir drei zertifizierte Kitas, zwei weitere (Rodgau und Kelsterbach) befinden sich aktuell im Prozess, was uns sehrt stolz macht. Weitere Einrichtungen werden sich garantiert herauskristallisieren und folgen.
Wie möchten Sie die MINT-Bildung in Ihren Einrichtungen in Zukunft vorantreiben?
Als Fachbereichsleitung berate ich die Einrichtungen der TfK intensiv und gebe mehrfach im Jahr Workshops für alle Mitarbeitenden oder Teamworkshops in den Einrichtungen. „Was ich verstehe, macht mir keine Angst“ – wie einfach der Bildungszugang für Kinder in den Alltag integriert werden kann gehört für mich für die Fachkräfte dazu. Zusätzlich haben wir die TfK Akademie gegründet und arbeiten mit einer online Lernplattform. Dort können die Mitarbeitenden selbst entworfene Schulungen und Kurse absolvieren. Neue Einrichtungen bekommen in Zukunft ein Welcome Paket, um in das Thema langsam, aber stetig einzusteigen. Ich empfehle und vermittle auch den Kontakt zu Netzwerken der Stiftung und Fortbildungen in den jeweiligen Regionen unserer Einrichtungen.
Besonders stolz bin ich auf unsere Themenkisten. In der Coronazeit habe ich verschiedene Themen und Materialien für unsere Mitarbeitenden konzipiert. Diese Leihkisten (z.B. Magnetismus, Optik, Mathematik, Wasser, Roboter und Informatik, uvm. …) unterstützen die Mitarbeitenden in der MINT-Bildung und bieten den Kindern Zugang zu Phänomenen und spannenden Entdeckungen.
Ebenso begleite ich die Einrichtungen als Referentin bei Elternveranstaltungen zum Thema MINT und BNE. Eltern-Forscherstunden in den Einrichtungen bewähren sich auch als wunderbare Methode. Hier liegt der Fokus auf einem kleinen Wissenstransfer über eine Präsentation, Empfehlungen von Büchern sowie gemeinsamer Forscherzeit. Lernstationen, an denen Eltern und Kinder selbst aktiv werden können und Fachkräfte dies begleiten, rundet das Angebot ab.